Oliver Zipse, Vorstandsvorsitzender der BMW AG, hier bei der Jahrespressekonferenz im März 2024. Im Hintergrund das Vierzylindergebäude in München.
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Oliver Zipse, Vorstandsvorsitzender der BMW AG, hier bei der Jahrespressekonferenz im März 2024.

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Gute Stimmung bei BMW – wäre da nicht die Angst vor Strafzöllen

Bei der Hauptversammlung wirbt BMW für sein Geschäftsmodell, Technologieoffenheit und für "Gänsehaut" am Steuer. Tatsächlich sind auch Aktionärsvertreter beeindruckt von der Performance des bayerischen Autoriesen. Nur auf dem Weltmarkt rumpelt es.

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Wie heißt es so schön? In Bayern ticken die Uhren anders. So auch bei BMW, wie Konzernchef Oliver Zipse gleich zu Beginn der Hauptversammlung am Mittwoch deutlich gemacht hat. "Wir bei BMW ticken anders. Wir nennen es: kontinuierlichen Fortschritt." Jeden Tag ein bisschen besser werden – das sei ihr Anspruch. Und daran lasse auch er sich messen, fügte Zipse hinzu.

BMW schließt erfolgreiches Jahr ab

Mittlerweile verkauft der Münchner Konzern mit den Marken BMW, Mini und Rolls-Royce weltweit mehr als 2,5 Millionen Autos, macht über 155 Milliarden Euro Umsatz und gut 17 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern. Knapp 34 Prozent des Bilanzgewinns werden an die Anteilseigner ausgeschüttet, mit einer Dividende von sechs Euro je Stammaktie.

Rund die Hälfte der Ausschüttung in Höhe von 3,8 Milliarden Euro geht an die beiden Großaktionäre Stefan Quandt und Susanne Klatten, die auch seit vielen Jahren im Aufsichtsrat des Konzerns sitzen. Sie gelten als die Anker-Aktionäre des Unternehmens.

Autohersteller setzt weiter auf Elektromobilität

Im Gegensatz zur Konkurrenz erreicht BMW hierzulande auch seine selbst gesteckten Ziele bei den Elektroautos. Im vergangenen Jahr funktionierten 15 Prozent aller verkauften BMW-Autos bereits ausschließlich per E-Antrieb. Bis 2030 soll es jedes zweite sein, bekräftigte Konzernchef Zipse bei dem virtuellen Aktionärstreffen. Und das trotz des nachlassenden Interesses an der Elektromobilität vielerorts.

Für dieses Jahr lautet das Ziel, den Absatz insgesamt leicht und bei den Elektroautos deutlich zu steigern. Neben vielen bereits vorhandenen Modellen setzt man voll auf die sogenannte 'Neue Klasse'. Die soll ab Ende 2025 produziert werden, zunächst in Ungarn. Im Vorstandsteam habe man die ersten Testfahrzeuge bereits ausprobiert und gefahren, so Zipse. "Und ganz ehrlich: Wir hatten Gänsehaut", warb er und versprach, die Innovationen der Klasse in alle Modelle fließen zu lassen.

Aktionärsvertreter warnen vor Risiken

Viel Lob für die Geschäftsführung gab es von den Aktionärsvertretern. Von den Premium-Autoherstellern habe es BMW bisher am besten verstanden, in der Produktion flexibel auf die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen zu reagieren, schätzt Ingo Speich von Deka die Lage gegenüber BR24 ein.

Aber: Trotz aller Bemühungen stehe BMW noch am Anfang des Elektrozeitalters. Die Münchner müssten jetzt zeigen, dass der Konzern es schaffe, den Wert für die Aktionäre langfristig zu steigern, so sein Fazit. Viele Aktionäre scheinen ohnehin skeptisch zu sein. So steht der Aktienkurs trotz des Erfolgs im vergangenen Jahr im Großen und Ganzen auf dem Niveau des Vorjahres.

China als Risikofaktor

Die Zurückhaltung könnte neben der laufenden Transformation der Autoindustrie auch mit der großen Abhängigkeit der deutschen Hersteller von China zusammenhängen. So warnt Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, die Abhängigkeit sei da, aber das müsse man auch sagen: China sei der größte Automarkt der Welt. BMW müsse dort also präsent sein. Allerdings mahnte sie den Vorstand, wachsam zu bleiben.

US-Strafzölle überschatten Hauptversammlung

Und die Situation hat sich verschärft. Vor allem durch die Ankündigung der US-Regierung, die Zölle auf chinesische Elektroautos auf 100 Prozent zu erhöhen. Das setzt die Europäische Union unter Druck, sie könnte ebenfalls Zölle auf chinesische Produkte erheben.

BMW-Chef Zipse nutzte die Hauptversammlung erneut, um für freie Märkte zu werben: Protektionismus setze eine Spirale in Gang. Zölle führten zu neuen Zöllen. Allerdings machte er auch klar, dass sich der Hersteller absichert, indem man weiter vor Ort investiert, also sowohl in Europa, als auch in den USA und in China.

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